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    SEATTLE (dpa-AFX) - Amazon   hat im vergangenen
Weihnachtsgeschäft zwar weniger verdient, die Börsianer aber trotzdem
begeistert. Der Gewinn des weltgrößten Online-Einzelhändlers sank im
Jahresvergleich um gut zehn Prozent auf 214 Millionen Dollar. Das
Ergebnis übertraf dennoch deutlich die Erwartungen der Analysten, die
mit weniger als halb so viel gerechnet hatten. Die Aktie sprang am
Freitag vorbörslich um rund elf Prozent in die Höhe.

    Die Anleger störte auch nicht, dass der Quartalsumsatz mit einem
Plus von 15 Prozent auf 29,33 Milliarden Dollar die Marktprognosen
verfehlte.

    Im Quartal davor hatte unter anderem eine Abschreibung auf das
gefloppte erste Amazon-Smartphone Fire Phone die Bilanz verhagelt. Das
Ergebnis war ein Verlust von 437 Millionen Dollar, der die Investoren
schockierte.

    Amazon investiert traditionell massiv in den Ausbau des Geschäfts
und fährt deshalb bestenfalls schmale Gewinne ein. So wurden allein im
vergangenen Jahr 1,3 Milliarden Dollar in den hauseigenen
Video-Streamingdienst gesteckt, wie Amazons Chef und Gründer Jeff Bezos
erklärte. Für die Versandkosten im Abo-Service Prime habe Amazon
Milliarden ausgegeben.

    Prime-Kunden zahlen keine Versandgebühren und bekommen Zugang zu
ausgewählten Musik- und Video-Inhalten. Analysten diskutieren darüber,
ob Amazons Kosten für das Prime-Programm zu hoch sind. Amazon verweist
darauf, dass Prime-Kunden mehr Umsatz bringen. Einigen Schätzungen
zufolge kaufen sie zwei bis drei Mal so viel wie Amazon-Nutzer ohne
Prime-Mitgliedschaft.

    Der Konzern nennt keine genauere Zahl der Prime-Mitglieder. Bezos
gab nun lediglich bekannt, das sie im vergangenen Jahr um 53 Prozent
gestiegen sei - auf einer Basis von Dutzenden Millionen. Analysten gehen
von rund 40 Millionen Prime-Kunden weltweit aus.

    Im gesamten Jahr gab es nach dem miesen dritten Quartal trotz der
schwarzen Zahlen zum Jahresausklang einen Verlust von 241 Millionen
Dollar. Das Jahr 2013 hatte Amazon noch mit einem Gewinn von 274
Millionen Dollar abgeschlossen.

    Für Deutschland veröffentlichte Amazon nur Zahlen zur
Umsatzentwicklung im gesamten Jahr. Die Erlöse wuchsen demnach um gut
13 Prozent auf 11,92 Milliarden Dollar. Im Jahr 2013 hatte es noch ein
Plus von 20,6 Prozent gegeben. Amazon erklärte die Zahlen nicht weiter.
Im vergangenen Jahr hatte es Streiks in Amazons deutschen
Logistikzentren und Diskussionen über die Arbeitsbedingungen bei dem
Unternehmen gegeben - zugleich lässt aber der erstarkte Dollar-Kurs die
Auslandseinnahmen bei der Umrechnung in die US-Währung grundsätzlich
geringer aussehen.

    Die Prognose für das laufende Quartal fiel verhalten aus. Amazon
rechnet mit einem operativen Ergebnis zwischen einem Verlust von 450
Millionen Dollar und einem Gewinn von 50 Millionen Dollar.

    Amazon ist neben dem Einzelhandels-Geschäft einer der weltgrößten
Anbieter von Cloud-Infrastruktur. Auch dieses Geschäft braucht hohe
Investitionen etwa in Rechenzentren. Zuletzt hatte Amazon ein
Rechenzentrum in Frankfurt/Main eröffnet. Die Investoren bekamen bisher
kaum Einblick in die Entwicklung dieses Amazon-Bereichs. Nun soll
künftig der Umsatz des Cloud-Geschäfts einzeln ausgewiesen werden.
Zudem hieß es, die Sparte habe eine Million Kunden./so/DP/jha